Während es im Norddeutschen Tiefland am heutigen Dienstag oft ganztägig neblig-trüb blieb, so schien über dem „Nebelteppich“ ungetrübt die Sonne. So auch auf Norddeutschlands höchster Erhebung; dem Brocken. Auf 1142 Meter über NN zeigte sich der Himmel wolkenlos und die Luft erwärmte sich auf für den Brocken fast schon sommerliche 19,8°C (siehe Abbildung). Damit wurde der bisherige Temperaturrekord auf dem Brocken für den Monat November eingestellt.
Auch wenn sich rund um den Harz und generell im südlichen Niedersachsen der Nebel teils komplett aufgelöst hat, so lagen die Höchsttemperaturen im Tiefland mit Werten zwischen 12°C und 14°C trotzdem einige Grad unter der Temperatur auf dem Brockengipfel. Im Nebel blieben die Temperaturen bei vergleichbarer Luftmasse örtlich sogar bei 3°C hängen.
Hervorgerufen werden die ungewöhnlichen Temperaturverteilungen durch eine sogenannte Inversion. Bei Hochdruckwetterlagen bilden sich allgemein durch Absinkprozesse nur wenige oder gar keine Wolken. Im Winter, wenn die Nächte relativ lang sind, kühlt der Erdboden durch Wärmeabstrahlung besonders stark ab. In der Folge stellt sich in bodennahen Luftschichten eine Temperaturzunahme mit der Höhe ein. Wenn durch ausreichend Feuchtigkeit in der Luft die Temperatur den Wert unterschreitet, bei dem Wasser zu Tröpfchen kondensiert, bildet sich Bodennebel.
Zudem sinken Luftschichten durch die angesprochenen Absinkprozesse nach unten und komprimieren sich dabei (-> Luftschicht wird dünner aufgrund der steigenden Luftdichte mit abnehmender Höhe). Folglich überwindet die Oberkante der Luftschicht einen größeren Höhenunterschied als die Unterkante. Da absinkende Luftmassen ihre Temperatur durch Anstieg der Dichte erhöhen, ist die Temperatur nach dem Absinken der Luftschicht am oberen Rand dieser höher als am unteren Rand.
-> Eine klassische Inversionswetterlage ist entstanden.
Tagsüber „knabbert“ die Sonneneinstrahlung von oben an der Nebeldecke und kann diese im Verlauf des Tages je nach Mächtigkeit abflachen oder auflösen. Im Nebel steigt die Temperatur durch fehlende Sonneneinstrahlung und Verdunstungskälte tagsüber kaum an. Der Temperaturunterschied zwischen Erdbodennähe und höheren Luftschichten kann dann besonders groß sein. Aber auch wenn sich die Nebelschicht auflöst, bleibt die Inversionsschicht erhalten und somit auch der „ungewöhnliche“ Temperaturgradient. Der Temperaturunterschied ist dann allerding deutlich geringer.
Die Inversionswetterlage kann tagelang anhalten und nur durch Winde und/oder die Annäherung von anderstemperierten Luftschichten unterbrochen werden.
Zur Stunde liegt das gesamte norddeutsche Tiefland wieder im Nebel (Sichtweiten teils unter 50m!!) verhüllt und die Temperaturen bewegen sich zwischen 0°C und 6°C. Der Brocken zeigt sich derweil immernoch wolkenlos bei 14°C .
Am morgigen Mittwoch ändert sich die Wetterlage: Ein herannahendes Tief lenkt aus Westen Wolkenfelder zu uns und lässt den Wind aufleben. So sollte in Niedersachsen der Nebel schon im Laufe der Nacht abnehmen. Die Temperaturen sinken nicht nennenswert weiter ab. Im restlichen Norden hält sich der Nebel noch hartnäckig und es kann im morgendlichen Berufsverkehr örtlich zu Reifglätte kommen. Im Laufe des Vormittags löst sich der Nebel dann aber überall auf. Die Temperaturen steigen verbreitet auf 11°C bis 15°C. Auf dem Brocken wird es deutlich kühler als am heutigen Dienstag.
RZ Hamburg