Einen wunderschönen guten Morgen in den Norden. Am heutigen dritten Advent wollen wir noch einmal einen aktuellen Blick auf das bevorstehende Weihnachtswetter werfen. Während es am vergangenen Wochenende noch berechtigte Hoffnung auf weiße Weihnachten gab, lassen sich die kalten Einzellösungen inzwischen eher an der Hand abzählen. Wir werden rückseitig des Sturm-/Orkantiefs in der kommenden Woche zwar kurzzeitig in einer vergleichsweise kühlen nordwestlichen Höhenströmung mit Zufuhr subpolarer Kaltluft (vgl. -5° bis -8°C auf T850) landen, eine geschlossene Schneedecke wird sich mit Blick der letzten Läufe aller Globalmodelle aber allerhöchstens in mittleren oder hohen Lagen des Niedersächsischen Berglands ausbilden können. Für den äußersten Nordosten stehen die Wahrscheinlichkeiten für eine wenigstens kurzzeitige weiße Überraschung hingegen deutlich höher, da hier die -10°C-Isotherme auf T850 vorbeischauen kann, was in Kombination mit einer regen Schaueraktivität entlang der Ostseeküste durchaus Überraschungspotential hätte. Über die Weihnachtsfeiertage steht von Südwesten allerdings eine deutliche Milderung ins Haus, so dass auch in höheren Lagen wieder mit steigenden Temperaturen gerechnet werden muss. Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Windentwicklung in der kommenden Woche!
Zu Beginn der neuen Woche verbleibt der Vorhersagebereich noch auf der Nordflanke einer lang gezogenen Hochdruckbrücke von der Iberischen Halbinseln bis nach Südosteuropa, in der milde Atlantikluft für eine meist geschlossene tiefe Wolkendecke mit örtlichem Nieselregen sorgt. Mit Annäherung der Frontalzone wird die Hochdruckbrücke zügig abgebaut und wir gelangen spätestens zur Wochenmitte in einen neuen Trogbereich. In der zweiten Wochenhälfte gelangen wir dann in den Einflussbereich des JET-Streams und somit auf die Südflanke eines Sturm-/Orkantiefs über Südskandinavien. Diese Situation wird inzwischen von allen Globalmodellen (GFS, GEM, ECMWF, ICON) getragen, wobei der Teufel wie so häufig im Detail liegt. Die exakte Zugbahn, die Entwicklung möglicher Wellen und Intensität variieren noch ein wenig, was leider eine starke Auswirkung auf die damit korrelierten Starkwindfelder über Norddeutschland hat.
Aktuell stellt sich die Situation wie folgt dar: Am Mittwoch mit Passage des ersten Troges und einer Kaltfront verbreitet Böen der Stärke 7-8 (~55-65km/h), entlang der Küsten Sturmböen der Stärke 9 (~85km/h), in Verbindung kräftiger Schauer ggf. auch schwere Sturmböen 10Bf (~95km/h) nicht ausgeschlossen. Kritisch wird die Situation zum Donnerstagabend und in der Nacht auf Freitag, wo wir von einer kräftigen Kaltfront südwärts überquert werden. Mit Frontpassage und in kräftigen postfrontalen Schauern können die heftigen Höhenwinde gen Boden gemischt werden, was bei ca. 60kt auf 925hPa, ca. 80kt auf 850hPa und im Bereich des Ostausgangs des JETs durchaus sehr verbreitet Böen der Stärke 9-10 (~85-95km/h) bis in die südlichen Landesteile hervorbringen kann, in exp. Lagen (insbesondere entlang der Nordseeküste und auf den Bergen) orkanartige Böen 11Bf oder Orkanböen 12Bf (~120km/h). Ein solches Bild zeichnen aktuell GFS und ECMWF, während andere Globalmodelle etwas „schwächer“ auf der Brust sind. Wie man es auch dreht und wendet, der EFI rechnet zum kommenden Wochenende eine große Wahrscheinlichkeit für ein außergewöhnliches Sturmereignis über dem Norden. Bitte verfolgt die Warnlage mit erhöhter Aufmerksamkeit – es besteht ggf. Unwettergefahr! Über die Weihnachtsfeiertage bleibt es voraussichtlich windig bis stürmisch mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern, vereinzelt Wintergewitter.
Die Redaktion der Wetterfreaks wünscht allen Lesern einen schönen dritten Advent.
RZ Hannover