Einen wunderschönen guten Abend in den Norden. Da die Wetterlage in den kommenden Tagen eine gewisse Brisanz haben wird, möchten wir euch an dieser Stelle schon einmal kurz und knapp mit den wichtigsten Informationen versorgen. Doch zunächst zur Wetterlage: Norddeutschland verbleibt zwischen einem Trog über dem Ostatlantik und einem Rücken über dem zentralen Mittelmeerbereich in einer südwestlichen Höhenströmung, die zunächst erst einmal für etwas Stabilität sorgt. Das Bodenniveau ist hingegen sehr indifferent aufgestellt, was die Analyse möglicher Hebungsgebiete erschwert und sich in den Ergebnissen verschiedener Wettermodellen widerspiegelt. Dazu kommt ein nahezu inaktives Frontensystem über den mittleren Landesteilen. Das Gebot der Stunde lautet daher: Nowcast! Doch nun zu den Details.
Dienstagabend:
Über BeNeLux soll sich eine Rinnenstruktur etablieren, die in der Nacht auf Mittwoch nordostwärts über unseren Bereich schwenkt. In Kombination mit guten Scherungsbedingungen und einer vorübergehen zurückweichenden Kaltfront/Okklusion rechnen besonders die hochauflösenden Modelle mit schweren Gewittern, die mit heftigem Starkregen und Hagel einhergehen können. Vom Timing her können erste Gewitter zum späten Nachmittag auf den Südwest übergreifen und in der zweiten Nachthälfte die Elbe erreichen. Nun die Krux: Aktuell (Montagabend) ziehen die Reste eines MCS von Frankreich herein. Die damit einhergehenden Niederschläge greifen ausgangs der zweiten Nachthälfte auf das südliche Niedersachsen über (inkl. einzelner eingelagerter Gewitter), was in der ersten Tageshälfte für eine gewisse „Abschattung“ sorgt.
Aktuell (20.06.23, 22:22h MESZ) lässt sich eine geschlossene Gewitterlinie von Ostfriesland bis ins Osnabrücker Land analysieren, die eingangs der zweiten Nachthälfte Hamburg und die Elbe erreichen wird. Aktuell werden Niederschlagsmengen um 20mm/h, hier und da Hagel und Böen der Stärke 8 (~65km/h) registriert, wobei lokal unwetterartige Regenmengen nicht ausgeschlossen sind. Ein zweiter Schwerpunkt zeigt sich im Bergland von NRW, wo sich ebenfalls einzelne Gewitter mit einer Tendenz zur Verclusterung gebildet haben. Diese bewegen sich in Richtung Weserbergland und greifen aktuell auf das südliche Niedersachsen über. Auch hier bewegen sich die Begleiterscheinungen im markanten Bereich. Zum Ende der zweiten Nachthälfte sollen uns die letzten Reste der Schauer und Gewitter in Richtung Ostsee verlassen.
Donnerstag (Update 20.06.2023 22:22h MESZ):
Die südwestliche Höhenströmung bleibt zunächst bestehen, wobei zunehmend kurzwellige Anteile nach Nordosten gesteuert werden. Dazu bildet sich über Ostfrankreich ein flaches Hitzetief aus, welches unter Vertiefung in Richtung Polen zieht. Ein Blick in die Indizes zeigt eine ausgewachsene Schwergewitterlage mit extrem hoher Unwettergefahr. Die letzten Globalmodelle rechnen durch die Bank hindurch Niederschlagsmengen mit Peaks in den extremen Unwetterbereich >100mm/12h in Teilen von NRW und Niedersachsen. Die Zugbahn des Tiefs ist hingegen alles andere als sicher und wird von den verschiedenen Modellen noch sehr unterschiedlich gerechnet, was entsprechende Auswirkungen auf die regionale Verteilung der Niederschläge hat.
Abschließend noch ein Wort zu Mittwoch. Im Zuge des schleifenden Frontensystems kommen im Tagesverlauf besonders in den mittleren und östlichen Landesteilen erneut Gewitter mit lokalem Unwetterpotential auf. In Richtung Nordwesten setzt sich deutlich stabilere Luft durch und das Wetter beruhigt sich. Ab spätestens Freitag ist der Spuk dann überall vorbei und wir gelangen zunehmend unter Hochdruckeinfluss.
Bitte verfolgt die Warnlage mit erhöhter Aufmerksamkeit!
RZ Hannover