Einen wunderschönen guten Tag in den Norden. Das sonnige Maiwetter setzt sich auch in der kommenden Woche fort, wobei die Gefahr teils kräftiger Schauer und Gewitter sukzessive zunimmt. Zum kommenden Wochenende deutet sich mit Passage eines Troges aus jetziger Sicht ein Wetterwechsel an. Aber eines nach dem anderen.
Analyse
Norddeutschland verbleibt zu Beginn der neuen Woche im Bereich eines Höhenkeils, der vom zentralen Mittelmeer in Richtung Island gerichtet ist und zunächst für freundliches Wetter sorgt. Dem steht ein neuer Langwellentrog über dem Ostatlantik mit diffluenter Trogvorderseite gegenüber, der zunehmend feucht labile Luftmassen nach Mitteleuropa lenkt. Dieser wird zudem von kurzwelligen Anteilen umlaufen, wobei ein erster Kandidat im Laufe des Tages auf unseren Vorhersagebereich übergreifen kann. Im Bodenniveau verbleiben wir auf der Südflanke eines kräftigen Hochs vor der Norwegischen Küste in einem Bereich geringer Luftdruckgegensätze, wobei sich im weiteren Verlauf eine Rinne ausbilden kann, die bereits in den Frühstunden auf unseren Vorhersagebereich übergreift. Ob es im äußersten Westen in diesem Zusammenhang bereits für erste Schauer und Gewitter reichen wird, bleibt abzuwarten (nächtliche Konvektionsreste aus BeNeLux und Frankreich). Im Bereich der Tiefdruckrinne und weiter westlich in Richtung KWT wird es im Laufe des Tages dann zünden, wobei vor allem der Starkregen im Vordergrund stehen sollte, im Bereich der Rinne vielleicht auch Sturmböen der Stärke 9 (~85km/h). Sollte es vorder- und rückseitig der Rinne zu weiterer Einstrahlung kommen, können die Gewitter schnell das Unwetterkriterium erreichen (PPW-Werte zwischen 30-35mm), teils linienartig angeordnet. Die Rinne wird in der Nacht auf Dienstag nur noch langsam in Richtung Elbe vorankommen, wobei die Windkonvergenz zunächst erhalten bleibt, was die letzten Modelle mit teils enormen Niederschlagsmengen interpretieren. Punktuell wären Regenmengen um 50mm/12h oder deutlich mehr tatsächlich nicht ausgeschlossen, wobei hier die nächsten Modellläufe abgewartet werden sollten. Bis zur Wochenmitte wölbt sich von Südwesten ein neuer Höhenrücken auf und die Rinne wird zügig „zugeschüttet“, so dass das Wetter schnell wieder stabilisieren sollte. In der zweiten Wochenhälfte verlässt uns der neue Rücken mit seiner Divergenzachse langsam gen Osten, so dass wir erneut auf die diffluente Vorderseite eines neuen Troges im Bereich der Britischen Inseln gelangen. In einer zunehmend südwestlichen Höhenströmung werden subtropische Luftmassen weit nach Norden geführt (vgl. 15°C auf T850). Da sich gleichzeitig auch das Bodenhoch allmählich nach Osten verabschiedet, nimmt die Gefahr von Schauern und Gewittern wieder zu. Zum Donnerstag simulieren die Modelle eine neue flache Tiefdruckrinne mit Gewitterpotential, wobei die weitere Entwicklung aufgrund vieler kleinräumiger Strukturen aktuell nur schwer einzuschätzen ist. Zum neuen Wochenende steht dann neuerlich eine Trogpassage auf der Agenda, wobei Geometrie und Fahrplan noch unterschiedlich gerechnet werden. Wie auch immer, das Ausräumen der schwülwarmen Luft geht nicht geräuschlos von statten und hält je nach Tageszeit alle Zutaten für schwere Gewitter mit Unwetterpotential bereit. Im weiteren Verlauf dreht die Höhenströmung wenigstens kurzzeitig auf nordwestliche Richtungen und führt deutlich kältere Luft zu uns, was einen Übergang zu mäßig warmen Wetter mit einzelnen Schauern bedeuten würde.
Überblick
- Montag, 16.05.2022: Zunächst heiter bis wolkig und trocken. Im weiteren Verlauf von Südwesten aufkommende Gewitter mit Starkregen um 25mm/h, Hagel und Sturmböen der Stärke 9 (~85km/h), teils unwetterartig mit Starkregen >30mm/h nicht ausgeschlossen. Die Temperaturen steigen auf 18°C im äußersten Nordosten und knapp 27°C im Vorfeld der Gewitter. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südost, rückseitig der Störung westdrehend. In der Nacht auf Dienstag von der Nordsee bis in die Heide teils mehrstündiger Stark-/Dauerregen mit eingelagerten Gewittern und Regenmengen zwischen 20-40m/12h möglich, ggf. unwetterartig mit deutlich höheren Mengen!
- Dienstag, 17.05.2022:Meist wolkig bis stark bewölkt mit leichten Niederschlägen. Im Nordosten weiterhin heiter bis wolkig und trocken. Die Höchstwerte erreichen 15°C im äußersten Nordosten und 23°C im Binnenland, im Regen deutlich darunter. Meist schwacher Wind aus nordwestlichen Richtungen, nordöstlich der Elbe aus Nordost.
- Mittwoch, 18.05.2022: Heiter bis wolkig und trocken. Die Höchstwerte erreichen 16°C im äußersten Nordosten und 24°C in der Grafschaft. Schwacher bis mäßiger Wind aus Südost.
- Mittelfrist: Bis zum Wochenende überwiegend sommerlich mit zunehmender Gewittergefahr zum Donnerstag und Freitag. Für Details ist es an dieser Stelle noch zu früh. Die Temperaturen klettern auf 20°C bis 28°C. Der Wind weht weiterhin schwach bis mäßig aus meist südöstlichen Richtungen.
Ausblick:
Die verschiedenen Globalmodelle zeigen bis zum kommenden Wochenende nur marginale Unterschiede, wobei die Problematik mit kleinräumigen Strukturen und konvektiven Prozessen bereits in der Analyse ausreichend diskutiert wurde. Größere Unterschiede ergeben sich erst mit dem darauffolgenden Trog, was sich vor allem in Geometrie und Timing widerspiegelt. Die Folge ist ein eher mäßig warmer Witterungsabschnitt mit deutlich höheren Niederschlagssignalen als zuletzt. Danach könnte sich eine erneute Blockadelage auf dem Atlantik etablieren, wobei nur wenige Läufe eine schnelle Ostverlagerung des Strömungsmusters sehen wollen. Ergo: Nach einer kurzen Delle wird es mit den Temperaturen anschließend langsam wieder aufwärts gehen – eine schnelle Rückkehr des Hochsommers deutet sich aktuell eher nicht an.
RZ Hannover