Einen wunderschönen guten Abend in den Norden. Nach einer weiteren frühlingshaften Woche unter Hochdruckeinfluss steht uns in den kommenden Tagen ein deutlicher Wetterwechsel ins Haus. Bevor wir uns aber wie gewohnt um die neue Wetterwoche kümmern, werfen wir zuvor noch einen Blick auf die Sonnenausbeute des laufenden Monats. Diese kann sich mit bis Dato 210h am Institut für Meteorologie und Klimatologie der Uni-Hannover echt blicken lassen. Ein kurzer Vergleich: Das langjährige Mittel der Station Hannover-Langenhagen (1981-2010) liegt lediglich bei 108h.
Analyse
Norddeutschland verbleibt auf der Nordflanke einer zonal orientierten Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, die sich zu Beginn der neuen Woche in ihrem Westteil zügig abbaut und eine Austrogung über Mitteleuropa in Gang setzt. Die Höhenströmung dreht im Zuge dessen im Verlauf der ersten Wochenhälfte auf nordwestliche Richtungen, so dass deutlich kältere und feuchtere Luftmassen in unseren Bereich geführt werden. Eine damit korrelierte Kaltfront schwenkt zügig südwärts über unseren Bereich hinweg und lässt die Höchsttemperaturen von Norden her in den einstelligen Bereich sinken. Die Luftmassengrenze soll im mittleren Deutschland ins Schleifen geraten, was kurzzeitig die Ausbildung einer scharfen Luftmassengrenze zur Folge haben könnte. Ein Blick in die letzten Hauptläufe von GFS, GEM und ECMWF zeigt diese Linie südlich unseres Vorhersagebereiches, wobei der äußerste Süden von Niedersachsen oberhalb etwa 300m durchaus mit etwas Neuschnee betroffen sein könnte. In der zweiten Wochenhälfte kann sich der bereits erwähnte Trog über Mitteleuropa festigen und weiter an Amplitude gewinnen, so dass in einer zunehmend nördlichen Höhenströmung Luftmassen polaren Ursprungs in unseren Bereich geführt werden (vgl. -10°C auf T850 Freitagfrüh in der gesamten Nordosthälfte). Mit Nähe zur Trogachse stehen verbreitet kräftige Regen-, Schnee- und Graupelschauer auf der Agenda, die besonders in der Nacht und in den frühen Morgenstunden für Glätte durch Überfrieren oder sogar etwas Neuschnee reichen können! Einzellösungen zeigen punktuell immer mal wieder Neuschneemengen bis 3cm in tiefe Lagen, was als sehr unwahrscheinlich angesehen, aber nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann. Abschließend noch ein Wort zum Thema Nachtfrost, der bei entsprechenden Auflockerungen wieder recht verbreitet auftreten kann. In ungünstigen Lagen der Mittelgebirge und bei Neuschneeauflage können die Werte durchaus in den mäßigen Frostbereich <-5°C fallen (Empfindliche Pflanzen sollten dringend in Sicherheit gebracht werden). Zum neuen Wochenende gelangen wir allmählich auf die Rückseite der Trogachse, so dass sich der über dem Ostatlantik aufgewölbte Rücken etwas weiter nach Osten schieben kann. Dieser stützt ein Hochdruckgebiet im Bereich der Britischen Inseln, welches seinen Einfluss sukzessive auf die westlichen und mittleren Landesteile unseres Vorhersagebereiches ausdehnen kann.
Überblick
- Montag, 28.03.2022: Nach Auflösung von Frühnebelfeldern von Norden zunehmend bewölkt mit einzelnen Schauern oder leichtem Sprühregen. Besonders in den mittleren und südlichen Landesteilen zeigt sich der Himmel anfangs noch aufgelockert. Die Höchstwerte erreichen 7°C an den Küsten und knapp 17°C im südlichen Niedersachsen. Der Wind weht meist schwach aus nordwestlichen Richtungen, im Nordosten frisch bis stark mit einzelnen Windböen der Stärke 7 (~55km/h).
- Dienstag, 29.03.2022: In der Nacht und tagsüber zunehmend stark bewölkt oder bedeckt und von Norden Durchzug einer schwachen Kaltfront mit meist nur leichten Niederschlägen. Die Höchstwerte erreichen 6°C an der Nordseeküste und nochmals knapp 13°C in der Grafschaft. Der Wind weht mäßig bis frisch aus nordwestlichen Richtungen mit steifen Böen in HH und SH.
- Mittwoch, 30.03.2022: In der Nacht im äußersten Süden von Niedersachsen oberhalb etwa 300m etwas Neuschnee nicht gänzlich ausgeschlossen. Tagsüber verbreitet stark bewölkt oder bedeckt mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern in der Nordosthälfte. Im Bereich der Nordsee kann die Bewölkung zeitweilig auflockern. Die Höchstwerte erreichen 5°C an der Nordseeküste und knapp 10°C in den südlichen Bereichen. Der Wind weht überwiegend schwach aus nördlichen Richtungen.
- Mittelfrist: Bis zum Wochenende besonders in den nördlichen und mittleren Landesteilen Regen-, Schnee- und Graupelschauer mit zeitweiliger Glättegefahr. Vorzugsweise in den Nacht- und Frühstunden können die Schauer hier und da für eine weiße Überraschung sorgen – die prognostizierten Mengen bleiben allerdings gering. Das Temperaturniveau sinkt noch etwas und verbleibt im einstelligen Bereich. Nachts ist wieder verbreitet mit leichtem Frost, in ungünstigen Lagen auch mäßigem Frost zu rechnen.
Ausblick:
Die verschiedenen Globalmodelle zeigen bis zum kommenden Wochenende eine gute Übereinstimmung bzgl. der Lage von Rücken und Trog, sowie des daran gekoppelten Kaltluftvorstoßes aus nördlichen Breiten, was sich nach zwei Tagen großer Unsicherheiten auch in den Rauchfahnen verschiedener Norddeutscher Stationen ableiten lässt. Spannend bleibt dabei die Frage nach der Niederschlagsphase und einer möglichen „weißen“ morgendlichen Überraschung, sollten die Schauer zur einer sehr ungünstigen Tageszeit fallen. Die Mengen bleiben in den verschiedenen Modellen allerdings sehr überschaubar. Größere Unterschiede zeigen sich erst wieder zu Beginn der darauffolgenden Woche, wobei ICON und ECMWF bei dem Muster „Trog Mitteleuropa“ verbleiben wollen, während GFS und GEM das Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln tendenziell in Richtung Mitteleuropa schieben. Die Grundkonfiguration „Atlantischer Rücken“ bleibt in allen Fällen allerdings erhalten, so dass der Witterungscharakter bei uns eher im wechselhaften Bereich verbleiben sollte. Hinsichtlich des Temperaturniveaus lässt sich leider noch keine sinnvolle Aussage treffen, da der Spread bei T850 im direkten Vergleich aller Globalmodelle >10K liegt. Wir halten Euch selbstverständlich wie gewohnt au dem Laufenden.
RZ Hannover