Einen wunderschönen guten Abend in den Norden. Mit ein wenig Verspätung werfen wir an dieser Stelle wie üblich einen Blick in die bereits laufende Wetterwoche. Zusammenfassend kann man sagen, dass das meist trübe und vergleichsweise milde Winterwetter auch in den kommenden Tagen anhalten wird.
Analyse
Norddeutschland verbleibt im Bereich eines schwachen Hochdruckgebietes über Mitteleuropa, welches im Bodenniveau nur geringe Luftdruckunterschiede aufweist. Somit bleibt die altbekannte Grenzschichtproblematik mit einer meist geschlossenen Wolkendecke und gelegentlichem Sprühregen erhalten. Der Schwerpunkt des Geopotentialmaximus des dazugehörigen Höhenhochs wandert zur Wochenmitte in Richtung Frankreich und baut sich langsam etwas ab. In der Bodenwetterkarte bleibt zunächst eine schwache Hochdruckbrücke vom Atlantik bis nach Mitteleuropa wetterbestimmend, die in der zweiten Wochenhälfte mit Passage eines Troges samt Sturmtief über Südskandinavien nach Süden abgedrängt wird. Besonders entlang der Küsten stünden somit wieder Sturmböen, in exp. Lagen auch schwere Sturmböen auf der Agenda. Rückseitig der Trogachse dreht die Höhenströmung auf Nordwest und es wird neuerlich ein Schwall polarer Kaltluft in unseren Bereich geführt (T850 bei etwa -5°C). Auch dieses Szenario sollte mit Blick auf die vergangenen Wochen einen gewissen Wiedererkennungswert haben: Oberhalb etwa 300-400m gelegentlich Schnee und Glätte, im Flachland nasskalt. Zum Wochenende kann das Azorenhoch kurzzeitig einen Keil in Richtung Mitteleuropa schlagen, wobei das Zentrum im Bereich der Biskaya verbleiben sollte und vermutlich nicht weiter ostwärts auf den Europäischen Kontinent übergreifen wird. Der Vorhersagebereich verbleibt somit auf der Nordostflanke des Hochs, so dass kurzwellige Troganteile den wechselhaften Witterungscharakter tendenziell aufrecht erhalten. Im weiteren Verlauf könnten wir erneut in den Trogbereich eines von Island in Richtung Skandinavien ziehenden Sturmtiefs geraten, was aufgrund zunehmender Unsicherheiten in den Modellläufen abzuwarten ist.
Überblick:
- Dienstag, 25.01.2022: Meist stark bewölkt oder bedeckt mit nur geringen Niederschlagssignalen in Form von Nieselregen. Die Höchstwerte erreichen meist 3°C bis 5°C, entlang der Nordseeküste 7°C. Der Wind weht meist schwach aus südwestlichen Richtungen, über der Nordsee im Tagesverlauf stark auffrischend.
- Mittwoch, 26.01.2022: Überwiegend bedeckt mit zeitweiligen Niederschlägen in Form von Nieselregen. Auflockerungen bleiben leider die Ausnahme. Die Höchsttemperaturen erreichen 4°C bis 7°C, in höheren Lagen nur um 2°C. Der Wind weht mäßig bis frisch aus westlichen Richtungen, entlang der Ostseeküste zunehmend Böen 7Bf (~55km/h), exp. 8Bf (~65km/h).
- Donnerstag, 27.01.2022: Meist stark bewölkt oder bedeckt und von Norden aufkommender Regen, im Oberharz in Schneefall übergehend. Rückseitig der Störung kann die Bewölkung zeitweilig etwas auflockern. Die Höchsttemperaturen erreichen verbreitet 5°C bis 8°C, in höheren Lagen nur um 3°C. Der Wind weht stark bis stürmisch aus westlichen Richtungen mit verbreiteten Böen der Stärke 7-8 (~55-65km/h), entlang der Küsten Sturmböen 9Bf (~85km/h), exp. schwere Sturmböen 10Bf (~95km/h) nicht gänzlich ausgeschlossen.
- Mittelfrist: Am Freitag windiges Schauerwetter, im Osten teils Regen, in höheren Lagen Schniesel oder Schneefall mit lokaler Glättegefahr. Zwischendurch kann die Bewölkung hier und da etwas auflockern. Über das Wochenende hinweg weiterhin zeitweilige Niederschläge, in höheren Lagen Glättegefahr durch Schniesel oder Schneefall. Die Höchsttemperaturen verbleiben meist im unteren einstelligen Bereich. Der Wind bleibt strichweise stark bis stürmisch mit relevanten Böen in Richtung Küsten.
Ausblick:
Alle gängigen Globalmodelle zeichnen bis zum kommenden Wochenende ein ähnliches Bild, wobei sich die Lage des Hochdruckgebietes über dem Ostatlantik und die exakte Position des ostwärts schwenkenden Troges nur marginal voneinander unterscheiden. In der erweiterten Mittelfrist divergieren die verschiedenen Modelle hingegen zunehmend, zeigen bei GEM, GFS und ECMWF allerdings weiterhin eine gute Übereinstimmung bzgl. einer markanten Austrogung irgendwo über dem östlichen Mitteleuropa, bzw. bei ICON tendenziell über Osteuropa. Diese Konstellation ist den meisten Fällen mit einem markanten Kaltluftvorstoß weit nach Süden verbunden. Während ein Großteil der Läufe die Kaltluft deutlich östlich von uns rechnet, zeigen Einzellösungen einen potentiell winterlichen Witterungsabschnitt auch bei uns, im besten Fall sogar Schneefall bis in tiefe Lagen. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um Einzellösungen, der überwiegende Teil der Modelle zeichnet mit Übergreifen des Hochs auf Westeuropa einen zunehmend milden Verlauf.
RZ Hannover