Einen wunderschönen guten Tag in den Norden. Bevor wir uns in diesem Beitrag wie üblich mit der Wetterentwicklung für die kommende Woche beschäftigen, werfen wir zunächst erst einmal einen kleinen Blick in Richtung Pazifik, wo es am vergangenen Freitag zu einer heftigen vulkanischen Eruption gekommen ist. Der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai im Inselstaat Tonga hat neben einem Tsunami auch eine beeindruckende Schockwelle um den gesamten Globus gesendet, die im Luftdruckverlauf Deutscher Wetterstationen am gestrigen Samstag zwischen 20:00h und 20:30h sichtbar wurde. Am IMUK in Hannover konnte in diesem Zusammenhang ein kurzzeitiger Luftdruckanstieg von etwa 1hPa registriert werden, was sehr bemerkenswert ist. Nun aber wieder zu unserem Wetter.
Analyse
Norddeutschland verbleibt zu Beginn der neuen Woche zwischen einem Hoch über den Britischen Inseln und einem kräftigen Tiefdruckkomplex im Norden Skandinaviens in einer frischen nordwestlichen Höhenströmung. Aus dieser Konstellation kann sich kurzzeitig ein beachtlicher Gradient aufbauen, der verbreitet für einen recht windigen Wochenstart sorgen wird, im Nordosten Sturmböen und im äußersten Nordosten entlang der Ostseeküste sogar schwere Sturmböen der Stärke 10 (~95km/h)! Da sich Trog und Bodentief noch etwas weiter nach Südosten ausdehnen können, kann die schleifende Kaltfront des Tiefs den Nordosten unseres Vorhersagebereichs erreichen und im Tagesverlauf langsam nach Süden schwenken. Rückseitig lockert die Bewölkung zügig auf und die Temperaturen sinken besonders im mittleren und östlichen MV in den leichten Frostbereich. In der ersten Wochenhälfte verlagert sich das Hoch von den Britischen Inseln in Richtung Deutschland, wobei der Kern in allen globalen Modellen in etwa über Mitteldeutschland gerechnet wird. Das bedeutet wieder die übliche Grenzschichtproblematik mit vermutlich meist geschlossener Bewölkung (Absinkinversion bei etwa 900hPa) und nächtlichen Nebenfeldern. Zur Wochenmitte festigt sich westlich der Britischen Inseln ein neuer Höhenrücken, so dass sich über Mitteleuropa neuerlich ein Langwellentrog gen Süden vorarbeiten kann. Die Kaltfront des damit korrelierten Bodentiefs überquert unseren Bereich zügig nach Südosten und führt einen Schwall polarer Kaltluft in unseren Bereich (T850 zwischen -8°C und -12°C). Schaut man nun in die verschiedenen Modelle, zeigen GFS und ICON von Westen bereits eine leichte Milderung, während GEM die Kaltluft länger halten möchte und das Niveau um etwa 2K tiefer liegt. Wie auch immer, die vom Trog getriggerte Labilisierung sorgt für kräftige Schnee- und Graupelschauer, die oberhalb etwa 300-400m für etwas Neuschnee sorgen dürfte. In tiefen Lagen bleibt es eher nasskalt bei Höchsttemperaturen im unteren einstelligen Bereich. Aber auch hier ist je nach Timing und Intensität mit Glätte durch Überfrieren, Schneematsch oder kurzzeitig geringf. Neuschnee zu rechnen. Abschließend noch ein Wort zum Wind, der besonders im Norden und entlang der Küsten für Sturmböen und je nach Entwicklung ggf. auch schwere Sturmböen der Stärke 10 sorgen kann. Zum Wochenende wird der Trog langsam nach Osten abgedrängt und wir verbleiben auf der Ostflanke eines kräftigen Hochs über den Britischen Inseln. Die Temperaturen steigen von Westen tendenziell wieder etwas an (T850 irgendwo bei 0°C), bleiben im äußersten Osten allerdings im „kalten“ Bereich (T850 bei etwa -5°C). Abgesehen von kleineren Randstörungen beruhigt sich das Wetter allmählich wieder.
Überblick:
- Montag, 17.01.2022: Meist stark bewölkt oder bedeckt und von Norden Durchzug leichter Niederschläge, nachmittags von der Ostsee her zunehmend sonnig. Die Höchstwerte erreichen 4°C im äußersten Nordosten und knapp 9°C in der Grafschaft. Starker bis stürmischer Wind aus westlichen Richtungen, in den frühen Morgenstunden im äußersten Nordosten schwere Sturmböen der Stärke 10 (~95km/h), im Tagesverlauf abschwächend, NW drehend.
- Dienstag, 18.01.2022: Überwiegend wolkig oder stark bewölkt, Niederschläge sollten dabei die Ausnahme bleiben. Die meisten Sonnenstunden werden im äußersten Westen und Norden erwartet. Höchstwerte erreichen 4°C entlang der Oder und 7°C im restlichen Norden. Meist schwacher Wind aus westlichen Richtungen, entlang der Küsten zunehmend frisch mit steifen Böen.
- Mittwoch, 19.01.2022: Meist bedeckt und von Nordwesten Durchzug einer Kaltfront, im Oberharz leichter Schneefall. Höchstwerte liegen zwischen 3°C und 5°C, an der Nordsee mit 7°C etwas milder. Der Wind weht frisch bis stark aus südwestlichen Richtungen, entlang der Küsten Windböen der Stärke 7 (~55km/h) oder stürmische Böen der Stärke 8 (~65km/h) nicht ausgeschlossen.
- Mittelfrist: Nach Wochenmitte zunächst windiges Schauerwetter mit Schnee- und Graupelschauern bis in tiefe Lagen. Oberhalb etwa 300-400m kann etwas Neuschnee mit entsprechender Glättegefahr auftreten. Besonders in den Nacht- und Frühstunden auch im Flachland strichweise Glätte durch Überfrieren, Schneematsch oder kurzzeitig geringf. Neuschnee nicht ausgeschlossen. Höchstwerte nur noch knapp oberhalb des Gefrierpunktes, in höheren und exp. Lagen leichter Dauerfrost. Zum Freitag von Norden her auflockernd.
Ausblick:
Ein Blick in die verschiedenen Globalmodelle zeigt für die Mittelfristprognose eine recht gute Übereinstimmung der Lösungen. Unterschiede und Ungenauigkeiten beschränken sich auf Ausprägung und Timing von Trog- und Rückenstrukturen, was in unserem Fall allerdings nicht ganz uninteressant ist. Wie bereits in der Analyse beschrieben, bestehen aktuell noch einige Unsicherheiten bzgl. der für die zweite Wochenhälfte angekündigte Kaltluftvorstoß zwischen dem Hoch über den Britischen Inseln und einem Tiefdruckkomplex über Skandinavien. Betrachtet man konkret den kommenden Donnerstag, so zeigen sich bei den T850-Werte zwischen ICON, GFS und GEM ein Unterschied von teilweise 3K, was einen entsprechenden Effekt auf die zu erwartenden Höchstwerte im Bodenniveau haben wird. Das hätte wiederum einen Einfluss auf die Niederschlagsphase und die damit gekoppelte Glättesituation. In der erweiterten Mittelfrist gehen die Interpretationen dann allerdings zügig auseinander, wobei ein Großteil der Modelle entweder die Variante Hoch Britische Inseln oder Hoch Mitteleuropa mit Trogstruktur über Osteuropa stützt. Betrachtet man nun das Temperaturniveau dazu, so zeigt sich, dass die kalte Luft tendenziell weiterhin auf der Ostflanke des Hochs im Bereich des Troges zu finden wäre und die etwas mildere Luft in der Nähe des Hochs. Das GEM-Modell zeigt im weiteren Verlauf sogar eine Zonalisierung und somit das Ende der blockierenden Lage, was in diesem Fall eine recht milde Variante darstellen würde. In der Cluster-Analyse wäre dieses Szenario zum jetziger Zeitpunkt allerdings als Ausreißer zu betrachten. Eine Fortdauer der blockierenden Lage im Bereich Atlantik, West- oder Mitteleuropa gilt somit am Wahrscheinlichsten und wird von unserer Seite favorisiert. Quintessenz: Je näher wir zum Hoch liegen, desto ruhiger das Wetter, aber mit üblicher Grenzschichtproblematik (Schlagwort: Nebel). Sollten wir näher zum Trog liegen, desto häufiger könnten wir von Randstörungen und Schüben polarer Kaltluft betroffen sein, was für die östlichen Bereich unseres Vorhersagebereiches nicht ganz uninteressant wäre. Ein Blick in die klimatische Langzeitprognose (CFS) möchte die Blockierende Lage bis Anfang Februar aufrecht erhalten und würde das Hoch dann sogar in Richtung Skandinavien verschieben. Das würde für uns eine tendenziell kalte Ost-/Nordostströmung mit viel Überraschungspotential bedeuten. Abschließend schauen wir uns noch die Prognose des NAO-Index an (North Atlantic Oszillation), der ebenfalls zu einer Fortdauer der blockierenden Wetterlage tendiert.
RZ Hannover