Einen wunderschönen guten Tag in den Norden. Die Redaktion der Wetterfreaks-Norddeutschland wünscht allen Lesern einen guten Start ins neue Jahr 2022. Werfen wir nun einen Blick auf die erste Arbeitswoche des neuen Jahres, die in Punkto Niederschlag und Wind recht interessant werden dürfte und sogar für die eine oder andere Überraschung gut sein könnte.
Analyse
Norddeutschland liegt auf der Nordflanke eines von Afrika gen Mitteleuropa gerichteten Höhenrückens, der zu Beginn der neuen Woche zügig nach Osten abgedrängt wird. Mit Annäherung eines Sturmtiefs im Bereich der Britischen Inseln zonalisiert die Strömung zügig, wobei sich das Drehzentrum der steuernden Zyklone zur Wochenmitte sukzessive in Richtung Skandinavien verlagert. Über Westeuropa kommt es parallel dazu erneut zur Austrogung mit vorlaufendem Wellentief über Frankreich, welches uns zügig ostwärts überqueren wird. Je nach Zugbahn und Intensität bedeutet dies Dauerregen und Sturm für die südlichen Landesteile, was zum aktuellen Zeitpunkt leider noch recht unterschiedlich gerechnet wird. Während ICON und GFS z.B. nur noch eine reine Welle zeigen, lässt sich im GEM-Modell ein eigenständiges Tief mit Kernisobare wiederfinden. Rückseitig der Welle wird auf jeden Fall ein Schwall subpolarer Kaltlft in unseren Bereich gedrückt, so dass mit Trogpassage am Mittwoch verbreitet Regen-, Schnee- und Graupelschauer mit entsprechender Glättegefahr auf der Agenda stehen. In der zweiten Wochenhälfte wölbt sich neuerlich ein schwacher Höhenrücken von Südwesten auf, der alsbald durch den nächsten Trog von Westen ersetzt wird, so dass sich der Witterungscharakter weiterhin sehr wechselhaft zeigt. Werfen wir abschließend noch einen Blick auf einen Kurzwellentrog, der uns in der Nacht auf Montag ostwärts überqueren soll. Dieser geht mit einer deutlichen Labilisierung einher, so dass besonders in der zweiten Nachthälfte kräftige Schauer und sogar einzelne Gewitter möglich sind. Im Falle eines vertikalen Impulsaustausches können die kräftigen Höhenwinde (bis zu 55kt im 850hPa-Niveau) schnell gen Boden gemischt werden, was Sturmböen der Stärke 8-9 (~65-85km/h), im Bergland auch schwere Sturmböen der Stärke 10 (~95km/h) bedeuten würde. Die kräftigsten Böen werden momentan südlich des Mittellandkanals gerechnet, wobei auch sonst einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen sind.
Überblick:
- Montag, 03.01.2022: In der Nacht auf Montag im äußersten Süden Schauer und Gewitter mit Sturmböen der Stärke 8-9 (~65-85km/h). Tagsüber meist wolkig oder stark bewölkt mit einzelnen Schauern. Die Höchstwerte liegen recht einheitlich zwischen 7°C und 10°C. Der Wind weht stark bis stürmisch aus Südwest mit verbreiteten Windböen der Stärke 7 (~55km/h), entlang der Küsten Sturmböen 8-9.
- Dienstag, 04.01.2022: Meist stark bewölkt oder bedeckt mit zunächst leichtem Regen im äußersten Süden. Von Nordwesten Durchzug eines Regengebietes, wobei die Niederschläge rückseitig in Schniesel oder sogar nassen Schneefall übergehen können. Höchstwerte erreichen 5°C im Norden und 8°C im Binnenland. Schwacher bis mäßiger Südwestwind, NW drehend.
- Mittwoch, 05.01.2022: Wolkig bis stark bewölkt mit teils kräftigen Regen-, Schnee- und Graupelschauern, in Richtung Küsten auch Gewitter. Höchstwerte erreichen 3°C im äußersten Süden und 7°C an der Nordseeküste. Verbreitet weht ein kräftiger Südwestwind mit Sturmböen der Stärke 8-9.
- Mittelfrist: In der zweiten Wochenhälfte nimmt die Schaueraktivität zügig ab und die Sonne kann kurzzeitig zum Vorschein kommen. Im weiteren Verlauf schwenken von Westen immer wieder Niederschlagsgebiete ostwärts, je nach Tageszeit zeitweilig als Schniesel oder nassem Schnee mit entsprechender Glättegefahr. Zunehmend nasskalt bei Höchstwerten zwischen 1°C und 5°C. Es bleibt tendenziell windig, zum Wochenende ggf. auch wieder stürmisch!
Ausblick:
Wie bereits in der Analyse angedeutet, setzt sich die schnelle Abfolge zwischen Trog und Rücken munter fort, wobei Amplitude und Timing in den verschiedenen Modellen zügig divergieren, was eine exakte Aussage für die erweiterte Mittelfrist sehr schwierig gestaltet. Der grobe Ablauf steht hingegen mehr oder minder fest, was bedeutet, dass vorderseitig der Tröge tendenziell etwas mildere Luftmassen aus dem Südwesten advehiert werden, die nach Passage der Achse durch subpolare Kaltluft aus dem Nordwesten ersetzt wird. Intensität und räumliche Verteilung der damit korrelierten Niederschlagsgebiete werden je nach exakter Entwicklung sehr unterschiedlich gerechnet und müssen in den kommenden Tagen genauer beobachtet werden. Ein Blick auf die T850-Karten zeigt mit Passage der Wellen ein allmähliches Absinken des Temperaturniveaus, so dass sich im Flachland voraussichtlich ein nasskalter Witterungsabschnitt mit zeitweiliger Glättegefahr einstellt, während im Bergland (oberhalb etwa 300-400m) wieder einige Zentimeter Schnee möglich sind. Ein Blick auf die GFS-Rauchfahne zeigt eine positive Anomalie, die in den kommenden Tagen zügig abgebaut wird und sich in der ersten Januar-Dekade im Bereich oder knapp unterhalb der zu erwartenden Mittelwerte einpendelt. Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die experimentelle klimatische Langzeitberechnung der Amerikaner (CFS), die einen vergleichsweise normal temperierten Januar sehen will, in Richtung Frühjahr aber durchweg eine leichte positive Tmperaturanomalie von etwa 1K zeichnet.
RZ Hannover