Einen wunderschönen guten Abend in den Norden. In den kommenden Stunden könnte uns der erste richtige Herbststurm der Saison ins Haus stehen. Schuld ist ein Wellentief auf der Südflanke einer steuernden Zyklone über Skandinavien, welches beginnend in der zweiten Nachthälfte von der Südspitze Englands in Richtung Schleswig-Holstein schwenkt (GFS rechnet mit einem Kerndruck von etwa 978hPa). Ein Blick in die Höhenwetterkarte zeigt zudem einen markanten Kurzwellentrog, der dem mitteleuropäischen Langwellentrog vorausläuft und gut mit dem o.a. Bodentief korreliert. In diesem Zusammenhang wird besonders im Nordwesten Hebung produziert, was sich aktuell gut an den durchziehenden Schauer- und Gewitterlinien erkennen lässt. In der zweiten Nachthälfte schwenkt dann die zum o.a. Tief gehörende Kaltfront zügig ostwärts, was einen ersten Höhepunkt der Sturmlage markiert. Im Tagesverlauf schwenkt dann der Langwellentroges (inkl. Trogachse) ostwärts, was die letzten Modellrechnungen mit einem zweiten Maximum markieren.
Im Laufe der zweiten Nachthälfte schwenkt eine markante Kaltfront ostwärts über unseren Bereich, wobei in diesem Zusammenhang von Westen verbreitet Sturmböen der Stärke 8-9 (~65-85km/h) aufkommen. Aufgrund der gut ausgeprägten Scherung, sowie der kräftigen Oberwinde (60kt auf T850) sind durchaus konvektive Umlagerungen denkbar, die, sollten sie auftreten, schnell schwere Sturmböen der Stärke 10 (~95km/h) oder orkanartige Böen 11Bf (~105km/h) bedeuten könnten. Im Falle organisierter Strukturen wären sogar Orkanböen der Stärke 12 (~120km/h) denkbar, was von den konvektion-erlaubenden Modellen allerdings mit großer Zurückhaltung gerechnet wird. Auch wenn ein solches Szenario wenig wahrscheinlich ist, so weisen wir trotzdem darauf hin + würden unsere Warnungen bei Bedarf entsprechend verschärfen. Der äußerste Norden sollte von der Entwicklung aufgrund der Nähe zum Wellentief zunächst erst einmal verschont bleiben – hier könnten allerdings warnrelevante Niederschlagsmengen (20mm/6h) zusammenkommen.
Am Vormittag erreicht das erste Starkwindfeld bereits den Nordosten, wobei der Gradient rückseitig geringfügig auffächert. Der Wind bleibt trotzdem recht kräftig und kommt verbreitet mit Sturmböen der Stärke 8-9 (~65-85km/h) daher. Mit Passage der o.a. Trogstruktur und einem eingelagerten Frontensystem sind besonders in Zusammenhang kräftiger Schauer und Kaltluftgewitter weiterhin schwere Sturmböen der Stärke 10 (~95km/h) drin, örtlich auch orkanartige Böen der Stärke 11 (~105km/h) – wobei dies vor allem die mittleren und östlichen Landesteile betreffen sollte – westlich der Weser geht es im weiteren Verlauf wahrscheinlich geringfügig ruhiger zu. Rückseitig des Bodentiefs kommt es dann auch an der Nordseeküste zu Böen der Stärke 8-9, exp. 10. Zum Abend werden wir dann von der Trogachse überquert und von Nordwesten fließen Luftmassen polaren Urspungs in unseren Bereich. Die Schauer können dann mit Graupel vermischt sein. Die Böigkeit nimmt in den Abendstunden besonders im Binnenland langsam ab – an den Küsten bleibt es allerdings auch in der Nacht auf Freitag bei Böen der Stärke 8-9!
Abschließend möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass eine unwetterartige Entwicklung gem. Kriterien wenig wahrscheinlich ist, punktuell aber auftreten kann. Aufgrund der aktuellen Belaubung der Vegetation könnte es allerdings zu größeren Schäden kommen. Besonders in nördlichen Landesteilen wären zudem einzelne kurzlebige Tornados nicht vollkommen ausgeschlossen. Für den äußersten Nordosten rechnen sowohl GFS, als auch ICON-EU einen kräftigen Gradienten an der Südseite des abziehen Wellentiefs, was mit vollen Orkanböen der Stärke 12 (~120km/h) gerechnet wird. Diese Entwicklung werden wir im Auge behalten, weshalb wir uns für die Ausgabe einer Vorabinformation entschieden haben. Für die restlichen Landesteile drängt sich ein solches Vorgehen aktuell nicht auf. Wir halten euch bzgl. der weiteren Entwicklung auf dem Laufenden.
RZ Hannover