Moin Norddeutschland. Nach einer vergleichsweise langen Phase mit ruhigem und nebligem Hochdruckwetter kommt langsam etwas Schwung in die Wetterküche. Doch zunächst zur Analyse: Aktuell befinden wir uns im Bereich einer zunehmend schwächelnden Hochdruckbrücke, die nördlich der Azoren ansetzt und sich einmal quer über Europa bis in die Ukraine erstreckt. Flankiert wird diese von einem kräftigen Tief vor der Iberischen Halbinsel, einem Höhentief im zentralen Mittelmeer und einem Sturmtief im Seegebiet zwischen Island und Norwegen. Letzteres wird am morgigen Sonntag eine kräftige Austrogung über Mitteleuropa einleiten und einen Schwall subpolarer Kaltluft in unseren Bereich drücken (T850 geht sukzessive auf etwa -5°C zurück). Die dazugehörige Kaltfront wird uns am heutigen Samstagabend südwärts überqueren. Insbesondere entlang der Küsten nimmt der Gradient deutlich zu, so dass hier Böen der Stärke 7-8 (~55-65km/h) aufkommen. So weit, so gut. Spannend wird es hingegen zu Beginn der kommenden Woche, wo ein kleines Randtief auf der Südflanke des Troges unter kräftiger Intensivierung an unsere Haustür klopfen könnte. Alle großen Globalmodelle (GFS, GEM, ICON, ACCESS-G) rechnen seit längerer Zeit ein kräftiges Sturmtief, welches vom Kanal in Richtung südliche Nordsee, bzw. Deutsche Bucht ziehen soll (Kerndruck laut ICON bei 962hPa), wobei Timing, Zugbahn und Intensität noch nicht abschließend feststehen. Fazit: Bei einer Zugbahn über die Nordsee wäre von einem deutlich intensiveren Tief mit größerer Böigkeit auszugehen, als bei einer Zugbahn über das Norddeutsche Binnenland. Vom Timing her sprechen wir je nach Modell von einem Zeitfenster von Dienstagnachmittag/-abend bis Mittwochabend.
Prognose Wind: Ab Montagabend würde der Wind von West nach Ost kräftig auffrischen und verbreitet Böen der Stärke 7-8 (~55-65km/h) auslösen, an den Küsten zunehmend Sturmböen 8-9Bf (~65-85km/h), in exp. Lagen der Nordseeküste erste schwere Sturmböen 10Bf (~95km/h). Auf Basis der letzten ICON-Prognosen würde das Sturmtief Dienstagabend irgendwo im Bereich der Westfriesischen Inseln aufschlagen und an der Kanalküste von den Niederlanden und Belgien für Orkanböen der Stärke 12 (~120km/h) sorgen – in der Spitze gehen die Modelle auf 150km/h oder sogar noch darüber (hier heißt es allerdings noch abwarten). Anyway… Für uns bedeutet das: Ab Dienstagabend und in der Nacht auf Mittwoch wären dann im gesamten Vorhersagebereich Sturmböen der Stärke 8-9 (~85km/h) oder schwere Sturmböen der Stärke 10 (~95km/h) drin, in exp. Lagen der nördlichen Mittelgebirge ggf. auch orkanartige Böen 11Bf (~105km/h). Im Bereich des Tiefdruckkerns wird es hingegen etwas ruhiger zugehen, was nach derzeitiger Prognose die Nordseeregionen betreffen könnte. Je nach weiterer Entwicklung und Geometrie des Tiefs fächert der Gradient ab Mittwochfrüh auf und die Böigkeit geht deutlich zurück. Aber wie bereits geschrieben: In Punkto Intensität, Zugbahn und Timing gibt es noch einige Unschärfen, so dass die Prognose momentan unsicher ist. Die Modelle haben sich in den vergangenen Tagen aber zunehmend an eine nördliche Zugbahn im Bereich der Nds. Nordseeküste angenähert.
Prognose Schnee: Abschließend auch noch ein Wort zum Thema Schnee und Glätte. Das Sturmtief führt einen Schwall subpolarer Kaltluft mit sich, so dass die Werte auf T850 Mittwochfrüh auf etwa -5°C fallen. Mit guter Durchmischung und Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 100-200m ab, wobei sich Schneeflocken bis in tiefe Lagen unter die Niederschläge mischen können. In höheren Lagen der nördlichen Mittelgebirge Glätte durch Überfrieren oder etwas Neuschnee, im Harz ggf. auch im markanten Bereich. Aber auch hier gilt: Timing, Intensität und Zugbahn haben einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung.
Wir halten Euch in den kommenden Tagen wie immer auf dem Laufenden. Bitte verfolgt die Warnlage mit erhöhter Aufmerksamkeit!
RZ Hannover