Wie bereits in unserem gestrigen Artikel angeteasert, haben wir es aktuell mit einem sehr seltenen und blockierenden Strömungsmuster zu tun, was sich in den kommenden zwei Wochen vom Grundsatz her nicht wirklich ändern wird. Dieses begünstigt die anhaltende Trockenheit über Nordeuropa und eine vom Tagesgang getriebene (rege) Schauer und Gewittertätigkeit im gesamtem Mittelmeerraum. Aus diesem Grund wollen wir im Laufe dieses Artikels etwas genauer in die relevanten Urlaubsregionen schauen. Zunächst aber noch ein Wort zu unserem Wetter. Der Teufel liegt nämlich wie so üblich im Detail. Ein Blick in die Höhenwetterkarte zeigt einen schwachen Höhentrog mit „Abtropfpotential“ über Mitteleuropa, der die Konvektion im Bergland Süddeutschlands auch in den kommenden Tagen am Leben hält. Das Geschehen spielt sich allerdings weiter südlich von unserem Vorhersagebereich ab, könnte zur Wochenmitte allerdings kurzzeitig das südliche Niedersachsen beeinflussen (Wolken und ggf. mal ein Schauer/Gewitter). Zum kommenden Wochenende könnte es dann spannend werden, wenn sich nämlich aus dem Trog über Nordosteuropa neuerlich ein kleines Höhentief (Kaltlufttropfen) abspalten soll und einmal über Norddeutschland in Richtung Kanalküste zieht. Dies würde beginnend zum Samstag eine rege Schauer und Gewittertätigkeit zur Folge haben, die sich im Laufe des Wochenendes weiter nach Westen schiebt. Diese Aussage muss allerdings noch mit Vorsicht genossen werden, da die Entwicklung und Verlagerung solch kleinräumiger Strukturen durch die Wettermodelle meist mit einem großen Fehler behaftet ist und sich kurzfristig auch ändern kann. Während das amerikanische Wettermodell (GFS) weiterhin keine Hinweise auf eine solche Entwicklung sehen will, zeigen alle anderen großen Wettermodelle eine zunehmende Tendenz. Wir halten Euch selbstverständlich auf dem Laufenden. Entlang der Nordseeküste könnte es aufgrund tiefer Stratusbewölkung ebenfalls zeitweilig dichter zugehen – dazwischen bleibt es weiterhin sonnig und trocken. Aus nordöstlicher Richtung werden zudem zunehmend wärmere Luftmassen in unseren Bereich geführt, so dass die Tageswerte bis zum neuen Wochenende mit Sonnenunterstützung in den sommerlichen Bereich bis knapp 30°C klettern können. Weshalb also in Richtung Mittelmeer starten, wenn das sommerliche Wetter aktuell bei uns zu finden ist? Werfen wir doch mal einen Blick auf die wichtigsten Urlaubsziele im Atlantik und Mittelmeer.
Madeira:
Von den Azoren her nähert sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet der Inselwelt und wird diese in den kommenden Tagen ostwärts passieren. In diesem Zusammenhang sind verbreitet Regenmengen zwischen 100-200mm mit entsprechenden Folgen möglich.Dazu kommt ein stürmischer Südwestwind mit Böen im Sturmbereich der Stärke 8-9 (~65-85km/h), in höheren Lagen schwerer Sturm bis in den Orkanbereich. Im weiteren Verlauf beruhigt sich das Wetter wieder – die kommenden Tage sollten aber mit Vorsicht genossen werden. Auch im weiteren Verlauf sollte man hier die Augen offen halten, da die Modelle tendenziell weitere Tiefs von den Azoren simulieren. Das passt übrigens zur „verkehrten“ Strömungslage, da hier normalerweise das Azorenhoch liegen sollte (=> Vorhersage für Funchal des Portugischen Wetterdienstes).
Kanaren:
Auch die Kanaren werden in den kommenden Tagen vom kräftigen Tief im Bereich der Azoren beeinflusst, wobei auch hier im Nordwesten zwischen 20-50mm Regen und stürmische Südwestwinde der Stärke 7-9 (~55-85km/h) auf der Agenda stehen, im höheren Bergland schwerer Sturm möglich. Die Ausläufer werden auch die südlichen Bereich der beliebten Urlaubsinseln Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura mit kräftigen Schauern/Gewittern beeinflussen. Zur Wochenmitte beruhigt sich das Wetter wieder etwas, auch wenn das Temperaturniveau im Vergleich zum langjährigen Mittel etwas unterhalb des Mittels verbleibt (=> Wetterwarnungen für die Kanarischen Inseln des Spanischen Wetterdienstes).
Iberische Halbinsel (Portugal/Spanien):
Nach meist freundlichem Tagesbeginn kommen sehr verbreitet Schauer und Gewitter mit entsprechenden Begleiterscheinungen auf, die sich erst in den Abend-/Nachtstunden wieder abschwächen. Etwas freundlicher zeigt sich die Südwesthälfte in Richtung Algarve. Die Entwicklung wird auch in den kommenden Tagen anhalten, wobei sich im weiteren Verlauf das kräftige Tief von den Azoren weiter annähert und das Wetter entsprechend verschlechtern wird. Abschließend werfen wir noch einen Blick auf die Südküste Spaniens und die Balearen, die sich in den kommenden Tagen ebenfalls langsam stabilisieren werden. Die Temperaturen liegen je nach Sonnenscheindauer bei etwa 25°C.
Italien:
Im Zuge eines Höhentiefs im zentralen Mittelmeerbereich kommt es auch hier im Tagesverlauf immer wieder zu teils kräftigen Schauern und Gewittern mit Unwetterpotential. Erst zum neuen Wochenende beruhigt sich die Lage mit Aufwölbung eines Höhenrückens von Afrika her etwas und die Temperaturen klettern wieder etwas an.
Frankreich:
In den mittleren und südlichen Landesteilen kommt es auch hier immer wieder zu teils kräftigen Gewittern mit Unwetterpotential, was ebenfalls bis zum neuen Wochenende anhalten wird. Etwas freundlicher zeigen sich hingegen nur die mittleren und nördlichen Landesteile, da diese von der breit angelegten Hochdruckzone über Mitteleuropa profitieren.
Balkan/Griechenland:
Auch hier bilden sich mit dem Tagesgang sehr verbreitet teils unwetterartige Gewitter mit entsprechenden Begleiterscheinungen aus- bevorzugt in höheren Lagen des Berglands als Trigger. Diese Entwicklung hält ebenfalls die gesamte Woche über an. Deutlich freundlicher zeigen sich nur die südlichen Landesteile der Peloponnes, Kreta und die Inseln in der Ägäis.
Türkei/Zypern:
Anfangs muss besonders noch im Bereich des Türkischen Festlandes mit einer regen Schauer- und Gewittertätigkeit gerechnet werden. Mit Ostverlagerung des bereits erwähnten Höhenrückens stabilisiert sich das Wetter im Laufe der Woche zügig und die Sonne kommt raus. In der erweiterten Mittelfristprognose nähert sich allerdings ein neuer Höhentiefkomplex an, der neuerlich für eine deutliche Verschlechterung sorgen kann. Zypern zeigt sich hingen überwiegend sonnig und sommerlich warm.
Wie ihr also sehr, herrscht fast im gesamten Mittelmeerraum klassischer Tagesgang mit sonnigem Start und gewittrigem Ende, die Ausnahmen für das östliches Mittelmeer wurden im Text erwähnt. Im östlichen Atlantik ist hingegen ein für die Jahreszeit außergewöhnlich kräftiges Tief zu finden, welches Madeira und die Kanarischen Inseln beeinflussen wird. Weshalb also in die Ferne schweifen, wenn das stabile Wetter vor der Haustür zu finden ist? In diesem Sinne wünschen wir Euch einen guten Start in die neue Woche.
RZ Hannover