Einen wunderschönen guten Tag in den Norden. Der Blick aus dem Fenster lohnt am heutigen Sonntag kaum, da wir es mit einem kompakten Wellentief samt Dauerregen und Sturm zu tun haben, der mit kurzen Unterbrechungen leider noch bis zu Beginn der neuen Woche anhalten wird. Ansonsten lässt sich konstatieren, dass sich der Winter auch in den kommenden Wochen eher schwer tun wird und selbst in der erweiterten Mittelfristprognose wenig Hoffnung besteht. Starten wir an dieser Stelle aber wie üblich erst einmal mit der Vorhersage für die kommende Woche.
Analyse
Norddeutschland verbleibt auf der Südflanke eines Sturmtiefs über dem zentralen Skandinavien, welches sich inkl. Trogstruktur zu Beginn der neuen Woche zügig in Richtung Baltische Staaten verabschiedet und den Weg für ein auf Europa übergreifendes Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik frei macht. Im Vorfeld werden wir in der Nacht auf Montag allerdings noch von der Achse der o.a. Trogstruktur beeinflusst, was rückseitig des Wellentiefs eine rege Schauertätigkeit zur Folge hat. Bei Werten von bis zu -38°C auf T500 und -7°C auf T850 sind demnach sogar einzelne Gewitter zu erwarten, die weiterhin mit Böen der Stärke 7-8 (~55-65km/h) einhergehen können. Die Schneefallgrenze sinkt im Laufe der Nachtstunden mit dem Übergreifen subpolarer Kaltluft auf etwa 400m ab, so dass im Bergland mit entsprechender Glätte gerechnet werden muss, im Oberharz nochmals Neuschneemengen zwischen 5-10cm. Bis zur Wochenmitte verlagert sich das Hochdruckgebiet bis zum Golf von Genua, so dass sich das Wetter besonders in den südlichen Landesteilen etwas beruhigen kann. Der Gradient zur steuernden Zyklone im Seegebiet zwischen Island und Spitzbergen bleibt allerdings erhalten, was weiterhin Böen im warnrelevanten Bereich und gelegentliche Niederschläge bedeuten würde – tendenziell abnehmend. Zum neuen Wochenende nähert sich von Nordwesten das nächste Randtief inkl. Trogstruktur, so dass neuerlich ein überwiegend wechselhaftes Wochenende auf der Agenda stehen könnte. Bis hierhin rechnen die verschiedenen Globalmodelle tatsächlich recht einheitlich, wobei es lediglich kleinere Unschärfen bzgl. der Amplitude des neuen Troges, sowie bei der Position des Randtiefs über der südlichen Nordsee gibt. Betrachtet man nun das Wochenende, so zeigen z.B. GFS und GEM zunehmend unterschiedliche Lösungen für das Randtief und der nachfolgenden polaren Kaltluft aus dem Nordwesten. Wenn man von dieser Feinheit mal absieht, bewegen sich die Temperaturen in T850 bei allen Globalmodellen irgendwo zwischen -5°C und -11°C mit einem leicht „zyklonalen“ Touch. Ergo: Wechselhaftes Schauerwetter mit einer Schneefallgrenze, die besonders in den Nacht- und Frühstunden strichweise bis in tiefe Lagen fallen kann.
Überblick:
- Montag, 07.02.2022: Wolkig bis stark bewölkt mit einzelnen Regen-, Schnee- und Graupelschauern, die zum Abend hin tendenziell seltener werden. Die Höchstwerte liegen zwischen 5°C im Osten und knapp 8°C an der Grenze zu den Niederlanden. Der Wind weht stark bis stürmisch aus Nordwest, wobei besonders tagsüber sehr verbreitet Windböen der Stärke 7 (~55km/h) oder stürmische Böen der Stärke 8 (~65km/h) erwartet werden.
- Dienstag, 08.02.2022: Überwiegend bedeckt mit zeitweiligen Niederschlägen in Form von Nieselregen. Die Höchstwerte liegen zwischen 6°C im Nordosten und knapp 10°C in der Grafschaft Bentheim. Frischer bis starker Wind aus West/Südwest mit zeitweiligen Windböen der Stärke 7 (~55km/h), entlang der Küsten stürmische Böen 8Bf (~65km/h).
- Mittwoch, 09.02.2022: Überwiegend bedeckt mit zeitweiligen Niederschlägen, die sich zunächst auf die nördlichen Landesteile konzentrieren und im Tagesverlauf etwas weiter nach Süden vorankommen können. Die Höchstwerte erreichen 7°C im Nordosten und knapp 11°C im äußersten Südwesten von Niedersachsen. Frischer bis starker Südwestwind mit einzelnen Windböen der Stärke 7 (~55km/h).
- Mittelfrist: In der zweiten Wochenhälfte verlässt uns der Regen tendenziell nach Süden und es kommt rückseitig vermehrt zu einzelnen Auflockerungen. Die Temperaturen sinken von Norden in den unteren einstelligen Bereich mit leichten Nachtfrösten. Es sind allerdings weiterhin hier und da Schauer unterwegs, die je nach Tageszeit und Vorgeschichte bis in tiefe Lagen für Glätte sorgen können. Alles andere bleibt von der weiteren Entwicklung des o.a. Randtiefs und des damit korrelierten Troges ab!
Ausblick:
In der erweiterten Mittelfrist nehmen die Unsicherheiten in den Modellläufen wie so üblich zu, wobei bereits über das nächste Wochenende unterschiedliche Szenarien bzgl. Trog und Randtief gerechnet werden. Die Temperaturen auf T850 liegen auf jeden Fall irgendwo zwischen -5°C und -11°C, wobei das GFS hier am unteren Rand der Temperaturspanne zu finden wäre. Während das Randtief in dieser Version über die westliche Ostsee in Richtung Baltikum zieht, sieht GEM z.B. eine südöstlichere Zugbahn über Berlin/Brandenburg. In diesem Fall würden die Niederschläge deutlich weiter nach Süden ausgreifen, was in Punkto Phase definitiv interessant werden könnte. Allerdings muss man dazu sagen, dass dies vermutlich eine Einzellösung darstellt, da die anderen Globalmodelle (ECMWF, ICON) auch eher eine Zugbahn über die westliche Ostsee sehen wollen. Ergo: Zum Ende der Woche dürfte uns somit wenigstens kurzzeitig ein nasskalter Witterungsabschnitt mit lokaler Glättegefahr und leichten Schneefällen im Bergland bevorstehen – kleinere Überraschungen wären dabei tatsächlich nicht ausgeschlossen. In der erweiterten Mittelfrist schiebt das Hoch über dem Ostatlantik einen Ableger in Richtung Mitteleuropa, was die gerade beschriebene Trogstruktur tendenziell nach Osten drückt und unser Wetter kurzzeitig etwas stabilisieren sollte. Die Frontalzone bleibt allerdings in Lauerstellung und nähert sich in allen Globalmodellen mit entsprechender Phasenverschiebung recht zügig wieder an. Ein Blick auf den NAO-Index (Nordatlantischer Oszillations-Index) zeigt wenig überraschend einen positiven Ausschlage, was in der aktuellen Prognose bis etwa zum Ende der zweiten Februar-Dekade auch so anhalten sollte. Das bedeutet konkret: Eher tiefer Druck im Raum Island und hoher Druck im südwestlichen Europa, was für eine Fortdauer des aktuellen Wellenmusters sprechen würde. Schaut man sich exemplarisch das GFS oder CFS über diesen Zeitraum an, könnte das Strömungsmuster über Mitteleuropa in das Regime „Blocking“ wechseln, was mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über Skandinavien einhergehen würde. Diese Aussage wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht mehr als „Kaffeesatzlesen“ und könnte mit jedem neuen Modelllauf bereits wieder vollkommen anders aussehen. Auch die Rauchfahnen der Modelle geben leider keine neuen Erkenntnisse bzgl. der weiteren Entwicklung!
RZ Hannover