Einen wunderschönen guten Tag in den Norden. In den vergangenen Tagen hat eine für die Jahreszeit sehr ungewöhnliche Unwetterserie mit knapp 30 Tornados in den USA für Chaos und teils enormen Schäden gesorgt, woraufhin auch bei uns die Frage nach dem Auftreten starker Tornados in den Vordergrund gerückt ist. Blickt man ein wenig in die Vergangenheit, so können in Deutschland pro Jahr ca. 40 Fälle bestätigt werden. Die Stärke eines Tornados wird anhand der Fujita-Skala bestimmt und richtet sich nach der max. auftretenden Windgeschwindigkeit. Da diese in einem Tornado oftmals nicht oder nur schwer gemessen werden kann, findet die Klassifikation anhand der Schäden statt. Auch wenn die von Theodore Fujita im Jahr 1971 (im Jahr 2007 verbessert) entwickelte Skala nach oben nicht begrenzt ist, konnte bislang max. ein F5 mit Windgeschwindigkeiten über 420km/h registriert werden. Auch in Deutschland sind einzelne Fälle eines F5-Tornados bekannt, hierfür muss man allerdings einige Jahrhunderte in die Vergangenheit schauen. Ein Großteil der in Deutschland beobachteten Fälle bewegt sich hingegen im Bereich F0-F2 (F0: bis 117km/h; F1: bis 180km/h; F2 bis 252km/h). Eine Gesamtliste aller Tornados (inkl. Verdachtsfälle) in Deutschland findet ihr auf der Tornadoliste von Thomas Sävert. Bei uns geht es glücklicherweise deutlich ruhiger zu, so dass wir nun den gewohnten Blick auf die Analyse werfen.
Analyse
Norddeutschland befindet sich im Einflussbereich eines Höhentroges vor der Norwegischen Küste, der in Richtung Polen gerichtet ist und mit einem kräftigen Tief vor Island korreliert. Das dazugehörige Frontensystem hat unseren Bereich bereits überquert und die nasskalte Luftmasse durch deutlich mildere Atlantikluft ersetzt. Dem gegenüber steht ein Höhenrücken, der von der Iberischen Halbinsel in Richtung Süddeutschland gerichtet ist und seinen Einfluss zu Beginn der Woche auf unseren Vorhersagebereich ausdehnt. Dies stützt eine schwache Hochdruckbrücke im Bodenniveau von der Iberischen Halbinsel in Richtung Russland. Dies sorgt für großflächige Absinkprozesse und entsprechende Wolkenauflösung in der mittleren und hohen Troposphäre. Darunter hält sich eine Absinkinversion mit deutlich feuchterer Luft, so dass es in tiefen Lagen zunächst meist dicht bleiben sollte. Am Dienstag werden wir neuerlich durch einen Kurzwellentrog inkl. schwachem Frontensystem beeinflusst, wobei sich dieses an der Nordostflanke eines sich ausbildenden kräftigen Hochs über Nordfrankreich bis zum Ende der Woche halten wird. Das Hoch verlagert seinen Schwerpunkt zum neuen Wochenende in Richtung Großbritannien, so dass wir auf seiner Ostflanke in einer meist nördlichen Strömung verbleiben. Auflockerungen werden im Vergleich zur ersten Wochenhälfte deutlich wahrscheinlicher, die allgemeine Grenzschichtproblematik bleibt allerdings erhalten. In der erweiterten Mittelfrist kommt es über dem östlichen Mitteleuropa zur Austrogung, was den äußersten Nordosten unseres Bereiches beeinflussen könnte und das Wetter deutlich wechselhafter gestalten kann. In der anhaltenden nördlichen Strömung werden zudem wieder deutlich kühlere Luftmassen in unseren Bereich geführt, die sich bei etwa -5°C auf T850 einpendeln sollten.
Überblick:
- Montag, 13.12.2021: Meist stark bewölkt oder bedeckt mit örtlichem Niederschlag in Form von Nieselregen. Höchstwerte erreichen 5°C an der Oder und 11°C im Nordwesten. Schwacher Südwestwind mit einzelnen Windböen der Stärke 7 (~55km/h) an der Westküste Schleswig-Holsteins in der Nacht auf Dienstag.
- Dienstag, 14.12.2021: Meist stark bewölkt oder bedeckt und von Nordwesten Durchzug leichter Niederschläge in Form von Nieselregen. Höchstwerte erreichen 5°C bis 9°C. Schwacher bis mäßiger, im Bergland auch frischer Wind aus West/Südwest.
- Mittwoch, 15.12.2021: Meist stark bewölkt oder bedeckt, von der Nordsee im weiteren Verlauf hier und da Auflockerungen. Höchstwerte erreichen 7°C in den nördlichen Bereichen und knapp 12°C im mittleren, bzw. südlichen Niedersachsen. Mäßig bis frischer Südwestwind mit Windböen der Stärke 7 (~55km/h) entlang von Nord- und Ostsee, exp. können einzelne stürmische Böen 8Bf (~65km/h) nicht ausgeschlossen werden.
- Mittelfrist: Nach Wochenmitte werden nur noch örtlich leichte Niederschläge gerechnet, so dass es in den meisten Landesteilen trocken bleiben sollte. Während hochauflösende Modelle die Bewölkung meist dicht sehen wollen, zeigen besonders die Globalmodelle deutliche Tendenzen zur Auflockerung, was aus jetziger Sicht etwas übertrieben sein sollte (Grenzschichtproblematik). Wie auch immer, die Wolkendecke könnte in Richtung Wochenende etwas auflockern und hier und da sogar für ein paar Sonnenstunden sorgen – hier müsste die weitere Entwicklung allerdings abgewartet werden!
Ausblick:
In der erweiterten Mittelfrist wird die Prognose besonders in Hinblick auf das diesjährige Weihnachtswetter spannend. Der Schwerpunkt des Hochs über Mitteleuropa soll sich in den meisten Globalmodellen nach Westen in Richtung Großbritannien verlagern, so dass der Trog über dem östlichen Mitteleuropa etwas in unsere Richtung drücken könnte. Je nach Lage des dazugehörigen Bodentiefs würden an der Westflanke der Struktur Luftmassen polaren Ursprungs weit nach Süden geführt, wobei durchaus einige Kandidaten die -10°C Isotherme über Mitteleuropa sehen wollen. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Zahl dieser Läufe im Vergleich zu den Rechnungen der vergangenen zwei Tage deutlich abgenommen hat und der Trog aktuell wieder deutlich östlich gerechnet wird. Das würde zu Beginn von KW51 einen zunehmend nasskalten Witterungsabschnitt im Flachland mit geringfügig Neuschnee im Bergland bedeuten. Dieses Szenario wird vor allem durch GEM und GFS gestützt, wobei die letzte Rauchfahne weiterhin einige Einzellösungen zeigt, die einen eher winterlichen Verlauf sehen wollen. Die auf NCEP basierende Langzeitprognose des CFS, sowie NCMWF zeigen in den letzten operativen Hauptläufen einen eher winterlichen Verlauf mit potentiellem Neuschnee bis ins Flachland. Allerdings bleibt ein solches Szenario von Lage des Bodentiefs und der Situation auf T850 abhängig. Fazit: Ab KW51 rechnen wir mit einem neuerlichen Übergang zu einem nasskalten Witterungsabschnitt mit Neuschnee oberhalb etwa 300-400m. Die Wahrscheinlichkeit für einen massiven Wintereinbruch bis in tiefe Lagen, aber auch das gegenteilige Szenario wären beide nicht vom Tisch und müssten in den nächsten Läufen beobachtet werden. Die Schneefallgrenze liegt nach Osten hin auf jeden Fall deutlich niedriger als in den westlichen Landesteilen. Die Redaktion der Wetterfreaks Norddeutschland wünscht allen Lesen einen schönen 3. Advent.
RZ Hannover