Einen wunderschönen guten Morgen in den Norden. Während die halbe Nordhalbkugel von heftigen Hitzewellen mit neuen Tages-/Dekaden- und Allzeitrekorden spricht, lässt der Sommer über West- und Mitteleuropa in Punkto Temperatur leider etwas zu wünschen übrig. Dazu kamen die heftigen Regenfälle und das daran gekoppelte katastrophale Hochwasser in Teilen von Westdeutschland und den BeNeLux-Staaten zur Monatsmitte, was in der Versicherungswirtschaft teilweise als >200-Jähriges Ereignis gewertet wurde. Wie man es auch dreht und wendet, der Klimawandel und seine Folgen auf das Wetter lassen sich nicht mehr wirklich wegzudiskutieren. Unser Hauptproblem besteht darin, dass das über den nördlichen Breiten vorherrschende Strömungsmuster (kurz: Westwindzone mit ständig wechselnder Hoch- und Tiefdruckaktivität) immer häufiger ins Stocken gerät und sogenannte „stehende Wellen“ produziert. Das sorgt schließlich dafür, dass gewisse Wetterlagen ungewöhnlich lange anhalten können und je nach Konstellation entsprechende Extrema in beide Richtungen erzeugen. Auf die dafür entscheidenden Faktoren wollen wir an dieser Stelle aber nicht näher eingehen, da dies wie so häufig den Rahmen sprengen würde.
Werfen wir nun einen Blick auf die aktuelle Situation, sowie die Mittelfrist-, bzw. erweiterte Mittelfristprognose für Norddeutschland. Wir befinden uns vorderseitig eines Troges über Westeuropa in einer südwestlichen Höhenströmung, in der weiterhin nur mäßig warme Luftmassen (T850 bsi 5-7°C) in unseren Bereich geführt werden. Die Trogstruktur existiert mit ähnlicher Konfiguration schon seit längerer Zeit und hat im Vorfeld polare Kaltluft aus dem Raum Grönland, bzw. Spitzbergen weit nach Süden auf den Atlantik transportiert, die wir in „erwärmter“ Form nun entsprechend abbekommen. An dieser Grundkonstellation wird sind in der Mittelfristporgnose leider nicht viel ändern (siehe vorherige Beschreibung der „stehenden Wellen“), so dass das Temperaturniveau weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigem Temperaturniveau verharren wird. Selbst der EFI (Extreme Forecast Index) springt an uns zeichnet bei uns einen deutlich unterkühlten Witterungsabschnitt mit einer Abweichung von etwa 2°C nach unten (im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten). Kommen wir nun zum Witterungscharakter, der sich ebenfalls eher wechselhaft präsentiert. Schuld ist auch hier die bereits erwähnte Trogstruktur, in der immer wieder kurzwellige Anteile nach Norden geführt werden, die entsprechend Hebung provozieren und zu Niederschlag führen. Die Unwettergefahr bleibt aufgrund der Temperatur und der somit zur Verfügung stehenden Energie glücklicherweise gering. Ein Blick auf die letzten Modellrechnungen zeigen bis zum Ende der ersten Augustdekade (01-10.08) weiterhin die Konstellation Trog West-/Mitteleuropa. Auch wenn einige der Strukturen unter Verkürzung der Wellenlänge mal „durchschwenken“, so kommt es im weiteren Verlauf immer wieder zur Regeneration über Westeuropa, so dass sich am Grundmuster zunächst nicht viel ändert. Ein Blick auf die Rauchfahne zeigt eine vergleichsweise enge Bündelung der verschiedenen Einzelläufe, was für eine gute Konsistenz spricht (Rauchfahne = Interpretation der wichtigsten Parameter eines einzelnen Wettermodells, inkl. Berücksichtigung von fehlenden oder fehlerhaften Eingangsdaten). Wie geht es in der erweiterten Mittelfrist weiter? Nun, der Trend spricht für eine zunehmende Zonalisierung der Höhenströmung, was die Wahrscheinlichkeit für einen sich aufwölbenden Höhenrücken erhöht und somit die Zufuhr subtropische Luftmassen aus Afrika begünstigen könnte. Erste Andeutungen einer solchen Entwicklungen lassen sich in der Rauchfahne zu Beginn der 2. Augustdekade ablesen, was in den kommenden Tagen beobachtet werden sollte. Hierbei handelt es sich allerdings explizit um Einzellösungen, die für eine baldige Trendwende zu einem milderen Witterungsabschnitt sprechen könnten. Wie auch immer, zur Monatsmitte nähern sich alle Einzellösungen tendenziell wieder dem klimatischen Mittelwerten an, so dass wir dem Sommer definitiv noch eine „Chance“ geben können!

Abschließend ein Blick auf das südöstliche, bzw. östliche Europa. Hier ist ein kräftiger Höhenrücken wetterbestimmend, der von Nordafrika in Richtung östliches Mittelmeer gerichtet ist. Auf seiner Nordflanke wird ungewöhnlich heiße Subtropikluft aus Nordafrika advehiert (T850 bis 31°C!!!), was zu einer massiven Hitzewelle führt, bzw. führen dürfte. Besonders betroffen dürfte Nordafrika, Süditalien, Griechenland, Zypern, die Türkei und die Regionen entlang des Schwarzen Meeres sein – hier wären Tageswerte bis knapp 45°C nicht ausgeschlossen, was für einen längeren Zeitraum anhalten dürfte – dies wäre tatsächlich sehr außergewöhnlich.
RZ Hannover
Bildquelle: GFS-Modell T850 für FR 30.07.2021 00h UTC - (c) Wetterzentrale